Johann Joachim Kühl

(Kieler Kaufmann und darüber hinaus Mühlenbesitzer, Reeder, Gutsherr von Oppendorf und Schönhorst)


Die Grabplatte wurde (2016/17) auf ein Podest mit Schrägung gelagert, um zu vermeiden, dass stehendes Regenwasser den Stein weiter beschädigt. Die jetzt nur noch schwer lesbare Inschrift lautet:

Johann Joachim Kühl

 und seine Gattin

 Magdalena Kühl, geb. Wiese

  Ruhe der heiligen Gruft sie birgt im Schooße die Guten

 Deren beharrlicher Fleiß Wohlstand mit Mühen erstrebt

 Ach, da packten sie grausam der Unbill eiserne Fäuste

 Raubten den Wacker‘n die Frucht langer mühseliger Zeit

 Doch es erbarmt sich der Himmel der Lebenssatten, ein Engel

 Führte sie beide zur Ruh, sprach:  Es verstumme die Klag,

 Weinende Kinder um sie, ich entzog sie den Pfeilen der Bosheit:

 Was ihr mit Thränen gesät, reifet zur herrlichsten Frucht.

 PSALM 37


Lebenslauf von Johann Joachim Kühl

Johann Joachim Kühl wurde am 22.01.1747 in Grauel (bei Hohenwestedt in Holstein) geboren. Er heiratete am 17.12.1774 Magdalena Wiese (geb. 01.08.1750 in Bokel). Das Ehepaar hatte 10 Kinder (sieben Töchter, drei Söhne), wobei das siebte Kind Magdalena Dorothea Margaretha (Dora) eine gewisse Rolle in der französischen Geschichte, zu Zeiten Napoleons, spielen sollte.

1779 erwarb Johann Kühl die Erbpacht Loh- und Ölmühle in Neumühlen (am Nordufer der Schwen-tine) von seinem Schwiegervater Hans Wiese. Im Juni 1781 erhielt er die Erlaubnis, bei seiner Öl-mühle eine Seifensiederei und Kalkbrennerei anzusiedeln. 1784 pachtete er die am Südufer der Schwentine gegenüberliegende "Königliche Kornmühle". 1787 erwarb er das Kieler Bürgerrecht, indem auf dem Kuhberg (später Kl. Kuhberg 9) ein Häuschen kaufte und dieses vermietete. Dies brachte ihm bei den Kieler Kaufleuten nicht nur Freunde ein, die einen unbequemen Konkurrenten von außerhalb der Stadt gar nicht mochten.

1805 kaufte er die adligen Güter Opendorf und Schönhorst und erwarb als Kaufmann das Patronat über die Schönkirchener Kirche neben den Besitzern von Dobersdorf und Schrevenborn, beides Adlige.

In den Jahren 1802 bis 1814 ließ er neun Schiffe mit denen er Handelbeziehungen nach Kopenhagen, Amsterdam, England, Frankreich, Portugal, Spanien und gelegentlich sogar Amerika unter-hielt.

1816 kam es zu einem Prozess über die rückständige Kaufsumme samt Zinsen der Güter Oppendorf und Schönhorst, den er 1818 verlor. So musste 1819 Konkurs anmelden und verlor sein gesamtes Vermögen.

Er starb am 16.06.1820 in Neumühlen, seine Frau Magdalena verstarb am 13.05.1823 ebenfalls in Neumühlen. Beide sind in einer Sandsteingruft auf dem Kirchhof an der Marienkirche in Schönkirchen beigesetzt worden, von der heute noch die obige Grabplatte erhalten ist.

 

Quelle:

Eine Kielerin am Schicksalsweg Napoleons, Hedwig Sievert, 1961, Walter G. Mühlau Verlag


Tochter Dora Kühl-Besson

(geboren als siebtes Kind von Johann Joachim Kühl und einer Frau Magdalena)



Lebenslauf  von Dora Kühl-Besson

Magdalena Dorothea Margaretha (Dora)  wurde am 12.02.1787 in Neumühlen geboren und wurde am 18.02. in der Marienkirche in Schönkirchen von Pastor Bay getauft. Es wird vermutet, dass sie in Kiel in einem privaten Pensionat (Erziehungsanstalt für junge Mädchen) aufwuchs und dort auch die französische Sprache erlernte.

1805 und 1808 wird sie als Patin in dem Schönkirchener Taufregister erwähnt.

 

Den französischen Marineoffizier Jean Victor Besson lernte sie vermutlich Ende 1809 oder Anfang 1810 in London kennen. Dieser war aus englischer Kriegsgefangenschaft geflohen und Dora war in der Zeit mit ihrem Vater dort, der sich vermutlich auf Schmuggelfahrt befand, da zu der Zeit eine Kontinentalsperre verhängt war. Jean Victor Besson flüchtete mit Hilfe von Doras Vater auf dem Schiff Richtung Dänemark. Weitere Einzelheiten sind unbekannt.

Am 08.10.1810 heirateten Dora Kühl und Jean Victor Besson in Waddens bei Oldenburg. Dass nicht in Schönkirchen geheiratet wurde, vermutet man in der Tatsache dass Dora schwanger war und Besson katholischen Glaubens. Bekräftigt wird dies durch einen Streit zwischen Doras Vater und dem damaligen Schönkirchener Pastor Christian August Müller, der sich kurz vor der Geburt von Doras Sohnes hierüber beim König beschwerte. Doras Vater muss anschließend hierzu vor den Kirchenvisitatoren des Amtes Kiel Stellung nehmen und die Gemüter beruhigen.

Erwähnenswert erscheint Bessons Versuch, Napoleon, nach der Niederlage von Belle-Alliance am 18.06.1814 und seiner zweiten Abdankung, vor der englischen Gefangennahme durch eine Flucht nach Amerika mit Hilfe eines Schiffes aus Doras Vaters Flotte zu retten. Napoleon stimmte dem Plan erst zu, um dann aber in letzter Minute sich anders zu entscheiden.

Bessons weitere Laufbahn findet ihren Höhepunkt in der ägyptischen Marine als Admiral. Er verstirbt hier am 12.09.1837 und wird in Alexandrien auf dem Friedhof der "Franken" (Europäer) beerdigt.

 

Dora scheint nach dem Tod ihres Mannes sehr bald nach Paris zurückgekehrt zu sein. Sie ist dort am 06.01.1839 verstorben und auf dem Kirchhof Père-Lachaise beerdigt. Auf dem Grab steht ihre Büste auf einer hohen Säule.

 

Quelle:

Eine Kielerin am Schicksalsweg Napoleons, Hedwig Sievert, 1961, Walter G. Mühlau Verlag